Schon ziemlich schnell fühlte sich alles wieder wie beim Alten an - und irgendwie kann ich gar nicht glauben, dass ich nur gut zwei Wochen bleibe...
So könnte man meinen, dass ich den ganzen Tag auf den Beinen bin und alles Mögliche unternehme. Nun ja, das stimmt so halb. Ich sehe jeden Tag Freunde oder unternehme irgendetwas, doch den absoluten Luxus, den ich mir gönne, ist: Schlaf. So lange und so oft ich will. Es ist herrlich, glaubt mir!
Abgesehen vom Schlafen hat mich auch das Fussballfieber gepackt und ich habe an einem Tag sogar zwei Spiele bestritten. Danach war ich zwar ziemlich kaputt, aber auch sehr zufrieden. Denn während meine Messlatte dank meinem talentierten Bruder ziemlich hoch ist, haben die Frauenteams hier in Mendoza etwas tiefere Ansprüche und ich konnte gut mithalten:
Nach einer Dusche und einer Minisiesta gings dann auch schon wieder weiter an einen Geburtstag, bei dem getanzt und geschwatzt wurde was das Zeug hält. Bei der Gelegenheit traf ich auch wieder weitere Freunde, die ich bis jetzt noch nicht gesehen hatte - und lernte nebenbei eine ganze Menge neuer Leute kennen.
Sonntag war selbstverständlich Asado-Tag, genau so wie es sein muss. Als ich nach Asado, Bandprobe (nur als Zuschauerin) und Juntada (Treffen) mit Freunden nach Hause kam, war ich ziemlich erledigt. Bins mir schliesslich nicht mehr gewöhnt am Sonntagmorgen um 6.40 Uhr nach Hause zu kommen :P
Der Dienstag war dann auch wieder ein spezieller Tag: am Morgen stellte ich meine Keramik fertig, wobei ich die Sache mit dem Bemalen als am wenigsten befriedigend empfand. Könnte mit meinem nicht vorhandendenen Talent im Umgang mit Pinseln zu tun haben...
Am Mittag war ich mit Kochen dran. Es gab Rösti, und ich schwitzte beim Zubereiten mindestens so sehr wie die geraffelten Kartoffeln, aber schlussendlich hat es allen geschmeckt.
Am Nachmittag stand dann endlich der Besuch bei meiner früheren Gastfamilie an. Es war eine Freude! Nicht nur, wie sie mich empfingen, und dass nach einiger Zeit die gesamte Familie versammelt war. Man spürte richtiggehend, dass es insbesondere meiner Gastmutter viel viel besser ging, und dies wirkte sich auf die ganze Familie aus. So quatschten wir bei Kaffee und den berühmten mendociner Tortitas und am Ende ging ich ganz beschwingt nach Hause.
Die Glückssträhne blieb mir auch am nächsten Tag erhalten, abgesehen davon, dass die Coiffeuse mir ein etwas zu grosses Stück meiner Haarpracht abgeschnitten hat. Dafür war sie ganz erstaunt, als im Gespräch heraus kam, dass ich nicht aus Argentinien bin. "Das hört man ja gar nicht!" Das geht natürlich runter wie Honig.
Danach traf ich mich mit Freundinnen zum Mittagessen und es war wieder wie in den Alten Zeiten, einfach wunderbar! (Selbstverständlich durfte da auch das Selfie nicht fehlen - mit Effekt, damit alle ein bisschen hübscher ausschauen)
Nachdem ich am Donnerstag noch mein Ticket nach Córdoba Capital gekauft hatte war am Freitag dann wieder Ausgang angesagt. Eigentlich wäre ich an einen 15. Geburtstag eingeladen gewesen (der hier riesig gefeiert wird), doch um halb zwölf abends teilte man mit mit unsere Transportmöglichkeit habe sich in Luft aufgelöst. Nach einer kurzen Frustration fand ich relativ schnell eine Alternative, ich ging mit Freunden in einen Club namens Runner. Wir verbrachten eine superlustige Nacht und tanzten bis morgens um 7 Uhr durch! Dabei trafen wir auch noch ein lustiges Zebra an.
Da wir erst beim Morgengrauen zurückkamen ging der Rest des Vormittags fürs Schlafen drauf. Danach wäre eigentlich wieder ein Fussballspiel an der Reihe gewesen, doch leider liessen sich die Gegnerinnen nicht blicken. So unterstützte ich eine andere Mannschaft, bei denen Spielerinnen fehlten. Es war ein grauenhaftes Spiel, denn mein Team schlief fast ein beim Spielen und ich diente dementsprechend als Torhüterin, Verteidigerin und Stürmerin gleichzeitig. Ein Glück dass die Spielfelder hier so klein sind.
Den Sonntag verbrachte mein ganzes Umfeld mit wählen. Denn es funktioniert nicht wie bei uns per Post, sondern man muss persönlich erscheinen. Und es ist obligatorisch. Weil alle Leute gleichzeitig gehen wollen ("Asado in der Familie und Siesta"-Zeit sind natürlich absolut ausgeschlossen) bilden sich ewig lange Schlangen. Nun ja, mir solls egal sein, ich partizipiere am Asado-Anteil des Tages ;)
Den Montagmorgen verbrachte ich mit Zimmer aufräumen, so weit wie möglich vorpacken, aussortieren etc. wie ich in nur gut zwei Wochen eine derartige Unordnung verursachen konnte ist mir schleierhaft... Aber ich habs trotzdem geschafft und war nachher ganz schön erledigt.
Am Nachmittag wollte ich nur eine kurze Siesta schlafen und mich dann noch mit Freunden zur Mediatarde (Zvieri) treffen. Wollte. Denn als ich aufwachte war es schon nach sieben und ich musste mich schon bald fürs Fussball bereit machen. Das war mir nun wirklich noch nie passiert!
Nach dem Training gingen wir mit dem Team noch eine Abschiedspizza essen, wobei ich sogar eingeladen wurde :)
Und dann, ehe ich mich mich versah war auch schon mein letzter Tag in Mendoza angebrochen. Am Morgen widmete ich mich nochmals dem Sport, damit ich auch mit gutem Gewissen die letzten Mahlzeiten geniessen konnte. Zum Mittagessen kam schweizer Besuch, eine Austauschschülerin, die ich hier kennengelernt habe. Ist schon immer wieder schön, eine Runde in der Muttersprache zu quatschen :) Danach traf ich mich mit Juuh, um mich auch noch von ihr zu verabschieden. Irgendwie fühlte es sich überhaupt nicht so an, als ob ich schon am Abend weg sein würde... Auf alle Fälle genossen wir noch die letzten Momente zusammen, bevor wir uns wieder nur per Internet verständigen würden.
Nur wenig später kam dann auch schon Jony, der mich abholte, damit ich auch noch seinen Eltern tschüss sagen konnte. Wieder zurück bei Abregos kamen noch andere Freunde, ein regelrechter Verabschiedungsmarathon. Um 22.30 war es dann schliesslich so weit. Ich sass im Bus mit dem Ziel Córoba Capital, konnte es aber ehrlich gesagt immer noch nicht wirklich glauben.
So verabschiedete ich mich also zum zweiten Mal von meiner zweiten Heimat, und es war bestimmt nicht das letzte Mal!